Die Anforderungen an Führungskräfte in der Sozialen Arbeit und im Sozialmanagement sind vielfältig und gehen weit über die Fachlichkeit hinaus. Manch einer, der bisher Mitarbeitender ist, scheut vielleicht deshalb den Sprung in die Verantwortung. Doch der Wechsel in eine Aufgabe als Abteilungs-, Bereichs- oder Einrichtungsleitung kann gelingen, wenn die Erwartungen an die künftige Rolle realistisch sind. Die WALHALLA-Fachredaktion hat dazu mit Prof. Dr. Armin Schneider gesprochen.
Herr Prof. Schneider, was ändert sich, wenn Mitarbeitende in die Führungsrolle wechseln?
Mit der neuen Rolle ändern sich auch die Verhaltenserwartungen der Mitarbeitenden an die neue Führungskraft und die Position in der Organisation. Falsch wäre es, als neue Führungskraft zu sagen: „Es ändert sich jetzt nichts“, denn im Zweifelsfall muss die neue Führungskraft auch Entscheidungen gegen den Willen einzelner Mitarbeiter „durchsetzen“ und sie kann auf keinen Fall allen alles recht machen. Stärker als Führungskräfte von außen, werden Führungskräfte von Innen genau in ihrem Handeln beobachtet und mit „vorher“ (also ihrer Tätigkeit vor der Führungsaufgabe) verglichen.
Sie mahnen in Ihrem Buch, dass neue Führungskräfte am Anfang nicht zu viel wollen sollten. Was sollte man unbedingt beachten?
Für erfolgreiche Veränderungen sind neben einer gemeinsamen Vision vor allem ein möglichst breiter Konsens, Werkzeuge, Anreize, Ressourcen und Handlungspläne erforderlich. Fehlt eine dieser Komponenten, führt dies zu Fehlentwicklungen. Fehlen z.B. Anreize kann dies zu Widerstand führen („Warum soll ich meine Arbeit ändern, wenn ich davon nichts habe?“). Unter Anreizen sind aber weniger materielle Anreize zu verstehen, sondern vor allem Wertschätzung, das Gesehen-Werden, das Verständnis. Insbesondere in Organisationen der Sozialen Arbeit, deren Mitarbeitende in der Regel ein hohes Maß an intrinsischer Motivation und Begeisterung für ihre Tätigkeit haben, spielt das eine wichtige Rolle.
Also erstmal nicht mit zu vielen Ideen kommen?
Es ist wichtig, sich zu Beginn alle Ideen zu notieren, damit sie nicht verloren gehen. Im Laufe der ersten Wochen und Monate, wenn man die Organisation aus der Führungsposition heraus (neu) kennen lernt, kommen dann in der Regel noch weitere Ideen hinzu. Man sollte sich dann die Zeit zu nehmen, noch einmal mit Abstand auf die ersten Ideen zu sehen. Dann sollte man planvoll und in einzelnen Schritten vorgehen, sich selbst „Etappenziele“ setzen und gleichzeitig nicht den Blick für das Ganze und vor allem auf die Mitarbeitenden verlieren.
Muss man als Führungskraft Angst vor Fehlern haben?
Auch eine Führungskraft ist nur ein Mensch. Und deshalb unterlaufen auch neuen Führungskräften, wie allen anderen Menschen Fehler, die sich nur zu einem Teil vermeiden lassen. Die gute Nachricht ist: Aus Fehlern kann man lernen. Fehler machen ist menschlich. Und: Fehler sind Helfer, beide Worte haben (ist das ein Zufall?) die gleichen Buchstaben in sich! Es gibt eine Fülle von Tipps, Checklisten und Ideen für die ersten 100 Tage als neue Führungskraft. Übrigens: Ob Sie als Hauptamtliche oder Hauptamtlicher führen, oder ehrenamtlich: Manche Dinge sind anders, aber viele Herausforderungen sind ähnlich.
WALHALLA-Fachredaktion: Danke für das Gespräch.
Leseprobe: Die ersten 100 Tage und danach… Handbuch für neue Führungskräfte